Vor Kurzem habe ich auf Twitter einen Post gesehen: Der Poster hatte das Gefühl, dass Public Relations und Kommunikation zu den Bereichen zählen würde, die in Zeiten von Covid-19 als unwichtig angesehen werden. Zum Glück gab es direkt ein paar Gegenstimmen, denen auch ich mich anschließe. Denn auch wenn PR nicht in die offizielle Definition der systemrelevanten Berufe fällt, so ist Kommunikation doch gerade in der Krise unverzichtbar!
Aus diesem Anlass heraus, habe ich sechs Aufgaben zusammengetragen, die PRler*innen während der Corona-Krise haben. Unabhängig davon, ob du als Gründer*in selbst für dein Startup kommunizierst oder ob du Teil einer großen Kommunikationsabteilung bist: Du musst jetzt intern und extern Präsenz zeigen.
Medienanfragen beantworten
Das Interesse der Öffentlichkeit an Unternehmen ist hoch und daran ändert sich auch in Krisenzeiten nichts. Im Gegenteil, je nachdem in welcher Branche du tätig bist, steigt das Informationsbedürfnis sogar noch. Das bedeutet, dass die Medien weiterhin Ansprechpartner für ihre Berichterstattung brauchen.
Unternehmen, die die Kommunikation komplett einstellen, um beispielsweise Kosten zu sparen, verzichten auf die Möglichkeit, sich in der Öffentlichkeit zu positionieren. Anstatt aktiv Informationen zu teilen und Stellung zu beziehen, geben sie Raum für Spekulationen. Wo genau der Unterschied zwischen agierender und reagierender Medienarbeit liegt, habe ich in diesem Beitrag schon mal besprochen.
Ein gutes Beispiel ist hier die Luftfahrtbranche und Lufthansa-Chef Carsten Spohr, der gerade regelmäßig in den Medien zitiert wird. Lufthansa hat so die Möglichkeit, einer breiten Masse mitzuteilen, dass es zwar keine leichte Zeit ist, aber man davon ausgeht, die Situation zu überstehen. Ohne eine aktive Kommunikationsabteilung wäre diese Art der Medienkommunikation nicht möglich.
Beziehungen pflegen
Eines der wichtigsten Ziele von PR ist es, die Beziehung zur Öffentlichkeit zu pflegen. Stakeholder wie Investor*innen und Geschäftspartner*innen, Gewerkschaften und Verbände, aber auch Lieferant*innen, Kund*innen und (zukünftige) Bewerber*innen, achten gerade in Krisenzeiten genau auf jede Handlung eines Unternehmens. Sie alle haben ein berechtigtes Interesse, zu erfahren, wie es dem Unternehmen in der Krise geht. Die offene Kommunikation jetzt einzustellen, wäre genau das falsche Signal und würde die aufgebauten Beziehungen langfristig schädigen.
Mehrwert bieten
Es geht nicht nur darum, Informationen zu teilen, sondern auch emotional für deine Community da zu sein. Viele der zuvor genannten Stakeholder folgen Unternehmen auf Social Media, lesen regelmäßig den Corporate Blog oder haben den Newsletter abonniert. Auch hier ist es nicht sinnvoll, den Kontakt abzubrechen.
Im Gegenteil: Covid-19 ist eine gute Gelegenheit, deiner Community zu zeigen, dass sie sich auch in der Krise auf dich verlassen können. Viele Unternehmen haben das bereits erkannt und bieten ihre Apps und Programme aktuell kostenlos an. Damit signalisieren sie deutlich, dass es nun nicht darum geht, Profit zu machen, sondern gemeinsam durch die Krise zu kommen. Angebote wie diese helfen den Menschen, besser mit den Ausgangsbeschränkungen zurecht zu kommen, die für viele hohe Risiken für die mentale Gesundheit birgt.
Aber auch ohne kostenlose Produkte kannst du mit Hilfe von Kommunikation für deine Community da sein: Unterhalte sie mit interessanten Informationen, lustigen Inhalten, kleinen Quizzen oder Aufgaben, die gegen die Einsamkeit helfen. Vielleicht hast du sogar die Möglichkeit, Menschen virtuell für Gespräche oder Spiele zusammenzubringen.
Zudem kannst du Webinare, Live-Videos oder digitale Chats anbieten, in denen du oder andere Mitarbeiter*innen im Unternehmen ihre Expertise kostenlos teilen. Damit helft ihr anderen, die unter der Krise leiden und stellt gleichzeitig das Unternehmen vor. Wichtig ist dabei, darauf zu achten, dass die Inhalte immer der Situation angemessen und wirklich hilfreich sind.
Denk bei der externen Kommunikation immer daran, dass es auch eine Zeit nach der Krise geben wird: Die Menschen werden sich eher an die Marken erinnern, die während Covid-19 für sie da waren und ihnen wirklichen Mehrwert geboten haben.
Intern Informationen teilen
Eine weitere Gruppe wichtiger Stakeholder, die ich im vorherigen Punkt noch nicht genannt habe, sind die Mitarbeiter*innen. Sie haben gerade ein extrem hohes Informationsbedürfnis: Was bedeutet Covid-19 für mich und meinen Arbeitgeber? Wie geht das Unternehmen mit der Situation um? Muss ich mit Kurzarbeit rechnen oder ist mein Job sogar langfristig gefährdet?
Wer seine Mitarbeiter*innen, in dieser Situation allein lässt, verliert ihr Vertrauen und vielleicht sogar ihre Loyalität. Es ist extrem wichtig, dass Unternehmen hier weiterhin offen kommunizieren. Über die interne Kommunikation kannst du oder die jeweilige Geschäftsführung sowohl teilen, wo die Herausforderungen für das Unternehmen liegen, aber auch wie man plant, diese zu bewältigen.
Für Mitarbeiter*innen da sein
Interne Kommunikation hat noch eine zweite Facette: Es ist nicht nur wichtig, Fakten zu teilen, sondern auch persönlich für die Mitarbeiter*innen da zu sein. Viele sind zum ersten Mal für eine so lange Zeit im Home-Office und – gerade, wenn sie auch noch alleine leben – ihnen fehlt der regelmäßige Kontakt zu den Kolleg*innen.
Du kannst hier mit Informationen rund um das Arbeiten im Home-Office unterstützen. Dazu musst du nicht einmal selbst Expert*in dafür sein, denn es gibt bereits viele Beiträge zu dem Thema, die für das jeweilige Unternehmen angepasst werden können.
Neben Tipps zur Produktivität und wie man eine Routine auch zu Hause beibehält, hat interne Kommunikation aber vor allem die Aufgabe, das Gemeinschaftsgefühl virtuell zu stärken. Es gilt, allen Mitarbeiter*innen das Gefühl zu vermitteln: Wir sind ein Team – egal, wo wir sitzen! Du kannst zum Beispiel neue Chat-Formate und virtuelle Lunch-Dates anbieten oder Online-Events für das Team organisieren.
Führungskräfte beraten
Zuletzt haben Kommunikator*innen gerade in Krisenzeiten eine wichtige beratende Funktion. Führungskräfte stehen vor schwierigen kommunikativen Herausforderungen, sei es extern oder ihren Teams gegenüber. Was sind die richtigen Worte, um die Situation zu beschreiben? Auf welchem Weg kann das Unternehmen mitteilen, dass es doch zur Kurzarbeit kommt? Führungskräfte brauchen jetzt professionelle Kommunikator*innen, intern oder in Form von externer Beratung, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Welche Aufgaben hat Kommunikation in deinem Unternehmen gerade? Vor welchen Herausforderungen stehst du? Ich würde mich freuen, von dir zu hören!