Wenn man Menschen fragt, wieso sie sich für ihren Beruf entschieden haben, bekommt man oft zu hören, dass sie das einfach schon immer machen wollten. Bei mir war das definitiv nicht der Fall. Ehrlich gesagt, wusste ich lange gar nicht genau, was eine PR-Managerin macht oder was Unternehmenskommunikation eigentlich sein soll.
Reiserouten und Blutabnahmen
Meine Wunschberufe haben sich ein paar Mal geändert: Als ich so zehn oder elf war, wollte ich unbedingt ein Reisebüro eröffnen. Meine Cousine und ich haben stundenlang Reiserouten aus dem Atlas meiner Oma herausgesucht und auf ihrer Schreibmaschine Pläne mit Flügen, Hotels und Preisen geschrieben. Einige der Unterlagen hat meine Oma sicherlich immer noch im Schrank verstaut.

Ein paar Jahre später wollte ich dann Kinderärztin werden. Abgesehen davon, dass meine Noten für ein Medizinstudium niemals ausgereicht hätten, habe ich bei einem kurzen Schulpraktikum auch gelernt, dass ich kein Blut von anderen Menschen sehen kann. Nachdem ich am ersten Tag bei einer Blutabnahme fast ohnmächtig wurde, durfte ich den Rest der Woche Unterlagen sortieren und mit den Kindern im Wartezimmer spielen – das war schön, aber der Berufswunsch hatte sich erledigt.
Vielleicht Journalistin?
Mein nächstes Praktikum ging dann schon eher in die richtige Richtung: Ich war für zwei Wochen in der Sportredaktion der Tageszeitung meiner Heimatstadt Konstanz. Wer mich kennt, wird jetzt lachen, denn mit Sport hatte ich als Schülerin wirklich nicht viel am Hut! Aber es hatte keine andere freie Stelle gegeben und ich wollte unbedingt in eine Redaktion. Es war auch ganz okay, aber wie zu erwarten nicht wirklich mein Thema.

Als es dann schon auf das Abi zu ging, schrieb ich noch eine Weile für den Lokalteil: Ich durfte kleinere News abdecken, Hintergrundrecherchen machen und auch ein paar Leute interviewen. Das lag mir viel besser und ich war unglaublich stolz als das erste Mal mein Name unter einem gedruckten Artikel stand.
Ganz sicher war ich mir aber trotzdem nicht, ob Journalismus das Richtige für mich ist und habe daher angefangen, Germanistik und Medienwissenschaft zu studieren – Deutsch und Medien klang nach einer guten Kombi, die mir viele Möglichkeiten geben würde. In den Semesterferien bin ich dann erneut als Praktikantin in einer Redaktion gelandet. In dem Magazin konnten lokale Unternehmen unter anderem Anzeigen schalten, aber auch bezahlte Artikel kaufen. So habe ich mein erstes Advertorial, also eine Mischung aus einer Anzeige und einem journalistischen Text, geschrieben, was PR bislang am Nächsten kam.
Mein erstes PR-Praktikum
In meinem letzten Semester habe ich dann fast ein halbes Jahr in der Presseabteilung der Stadt Tübingen gearbeitet. Ich war Teil eines wirklich tollen Teams, die sich viel Zeit genommen haben, mir alles zu erklären. Außerdem hatte ich wirklich viele abwechslungsreiche Aufgaben: Ich schrieb Pressemeldungen, erstellte die tägliche Medienübersicht für den Bürgermeister, begleitete die Pressesprecherin auf Veranstaltungen und aktualisierte die Website. Schon nach kurzer Zeit war mir klar: Das will ich machen!

Also habe ich angefangen nach Masterstudiengängen im Bereich PR zu suchen. Dabei musste aber schnell feststellen, dass meine tolle, breitaufgestellte Bachelor-Kombination, die mir doch alle Möglichkeiten offenlassen sollte, mich für keinen der PR-Master qualifizierte. Noch ein Bachelor wollte ich aber auf keinen Fall anfangen und außerdem hatte ich nach 13 Jahren Schule und drei Jahren Uni auch erstmal keine Lust mehr zu lernen. Ich hatte schon länger geplant zu reisen und bin so nach meiner Bachelorarbeit erstmal für sieben Monate um die Welt gereist.
Auszeiten und Absagen
Da ich aber ein Mensch bin, der gerne alles im Voraus plant, hab ich mich davor noch für verschiedene Praktika in PR-Agenturen beworben. Denn ich hatte immer noch fest vor, nach der Reise einen Master zu machen und mit ein paar Monaten Praxiserfahrung hätte ich bei einigen Unis auch eine Chance, genommen zu werden. Bis zu meiner Abreise hatte sich aber keine passende Stelle ergeben.
Nachdem ich schon knapp sechs Wochen unterwegs war – ich arbeitete gerade auf einer Pferdefarm in South Dakota – meldete sich eine der Agenturen bei mir. Wir vereinbarten ein Vorstellungsgespräch über Skype und obwohl ich ihnen sagte, dass ich gerade in Amerika sei, legten sie den Termin so, dass es für mich nachts um vier war. Ich traute mich damals aber nicht etwas zu sagen, also stand ich für das Vorstellungsgespräch mitten in der Nacht auf und versuchte, wach zu wirken. Nur wenige Tage später bekam ich die Zusage, also hatte es sich wenigstens gelohnt – dachte ich! Ein paar Monate später, trat die Agentur von dem Vertrag zurück. Ihnen ist aufgefallen, dass sie mir den damals neu eingeführten Mindestlohn zahlen müssten und das wäre leider nicht möglich.
Die Absage hat mich kurzzeitig ein bisschen aus der Bahn geworfen. Wie erwähnt, plane ich gerne, und ich wollte das Praktikum ja schon in weniger als drei Monaten anfangen. Ich hatte echt Angst, dass ich zurückkommen würde und weder einen Praktikumsplatz noch einen Masterstudiengang haben würde. Also habe ich abends im Hostel nach neuen Praktika recherchiert und bin dabei erstmals auf ein Volontariat gestoßen. Wieso sollte ich überhaupt nochmal ein Praktikum machen und weiter studieren, wenn ich auch direkt als Volontärin einsteigen kann?
Es geht nach München
Die Bewerbungen für das Volontariat liefen lustigerweise auch viel besser als für die Praktika und ich erhielt einige positive Rückmeldungen. Nachdem ich nur ein Vorstellungsgespräch über Skype geführt hatte – in Thailand mit dem Sonnenbrand meines Lebens – hatte ich eine Stelle in einer Münchner PR-Agentur mit Schwerpunkt Tourismus.
Ich habe auch einen Artikel darüber geschrieben, wie du das richtige PR-Volontariat findest.
Bereits in den ersten Wochen des Volontariats wurde mir klar, dass ich viel lieber arbeite als zur Uni gehe. Das Thema Master hatte sich somit erledigt und ich begann stattdessen ein berufsbegleitendes Fernstudium zur PR-Referentin. Mein Volontariat hatte keinen festen Lehrplan und so war das Fernstudium die perfekte theoretische Ergänzung zu meinem Praxis-Alltag.
Fünf Jahre später bin ich immer noch in der PR tätig, mittlerweile auf Unternehmensseite und als PR-Coach, und es ist immer noch ein Beruf, den ich wirklich gerne mache.
Was sind deine Erfahrungen bei der Berufswahl? Denkst Du vielleicht über eine Karriere in der PR-Branche nach oder bist bereits in der PR tätig? Ich würde mich freuen, deine Geschichte in den Kommentaren zu hören!