Was wünscht sich eine Journalistin von PR-Schaffenden? Lotta (26) ist Journalistin in München. Nach drei Jahren im Lokaljournalismus und Stationen in überregionalen Medien, folgte eine Schreibpause für ihr Masterstudium. Heute schreibt sie wieder als freie Journalistin, meistens online und am liebsten über Gefühle und Freizeit, aber auch knallharte Politik. Als Freie hat sie zwar seltener mit PR-Vertreter*innen zu tun, kann sich aber noch gut an ihre Erfahrungen erinnern.
Im Interview hat sie mir verraten, was sie sich als Journalistin von PR-Schaffenden wünscht. Sie erklärt, welche E-Mails sie wirklich liest, was sie am meisten nervt und wieso Kommunikation auf Augenhöhe so wichtig ist.
Caro: Wie sieht deine Zusammenarbeit mit PR-Abteilungen oder PR-Agenturen normalerweise aus?
Lotta: Wenn ich von PR-Schaffenden kontaktiert werde, dann erhalte ich meistens leider generische Pressemitteilungen. Also Meldungen, bei denen ich sofort sehe, dass ich Teil eines riesigen Verteilers bin. Das finde ich total unsexy! Damit ich die lese, muss mich entweder schon der Teaser extrem anspringen, oder die Nachricht muss von einer bekannten Organisation kommen, mit der ich mich ohnehin gerade befasse.
Wie kriege ich dich dazu, meine E-Mail zu lesen?
Mit einer persönlichen Nachricht. Wenn ich in einer E-Mail persönlich angesprochen werde, dann lese ich sie auf jeden Fall.
Was sollte in meiner ersten Nachricht an dich stehen?
Generell ist es immer gut, wenn ich sofort sehe, worum es geht. Keine ewig langen Texte mit Floskeln und hochformeller Anrede, sondern in der E-Mail ganz schnell die Fakten liefern: Was ist die Nachricht? Und warum könnte sie für mich, mein Ressort oder das Medium, für das ich arbeite, interessant sein?
Wenn dann vielleicht noch auf einen Artikel von mir Bezug genommen wird, hast du mich. Klar das ist ein großer Rechercheaufwand, aber es lohnt: Im besten Fall liefert es die Idee für eine Story gleich mit, die ich dann in der nächsten Redaktionssitzung vorschlagen kann.
In der Kategorie PR-Ideen findest du jeden Monat neue Aufhänger für deine Medienarbeit.
Was macht einen Pitch für dich noch attraktiv?
Am besten finde ich es, wenn sich der oder die Absender*in mir gegenüber als Expert*in präsentiert. Also wenn mir jemand zeigt, dass er oder sie sich wirklich mit dem Pitch-Thema auskennt. Wenn du das nicht selbst bist, dann sag mir ganz klar, wer die spannenden Köpfe in deinem Unternehmen sind und wann sie Zeit für ein Interview haben.
Hier findest du weitere Tipps, um als Expert*in in die Medien zu kommen.
Kann ich dir statt eines Interviews auch einfach ein paar passende Zitate mitliefern?
Ich glaube, ich habe noch nie einen fertigen O-Ton aus einer Pressemeldung verwendet. Das wäre eine echte Notlösung. Schließlich wüsste ich, dass viele andere denselben benutzten und ich will, dass mein Artikel neue Infos liefert und sich abhebt. Auch vorgefertigte PR-Artikel würde ich niemals eins zu eins übernehmen.
Worauf kann ich in meinen Mails noch verzichten?
Die allgemeinen Informationen über das Unternehmen, wie Geschichte, Werte oder Visionen, brauche ich erstmal nicht. Wenn ich mich entscheide, den Artikel zu schreiben, werde ich auf der Website recherchieren oder ich rufe dich gleich an.
Was sind für dich absolute No-Gos in der Pressearbeit?
E-Mail- und Telefonterror! Persönlich finde ich Telefonieren nicht schlecht, aber nur, wenn ich die Geschichte bereites ‚gekauft‘ habe. Super nervig und unseriös finde ich Anrufe von Pressereferent*innen, die sich wie Akquise anfühlen. Wenn jemand versucht, mir regelrecht eine Geschichte anzudrehen, dann werde ich mich fragen: Wieso hat das Unternehmen so eine Kommunikation nötig? Das lässt mich am Wert der Nachricht zweifeln. PR-Vertreter*innen und Journalist*innen sollten sich lieber auf Augenhöhe begegnen.
Bestechungsversuche gehen natürlich gar nicht. Als ich noch für eine Lokalredaktion geschrieben habe, hatte ich mal Kontakt zu einer PRlerin, die mir Geschenke vorbeigebracht hat. Auf Veranstaltungen hat sie mich dann zur Seite genommen, um mich zu Beiträgen zu überreden.
Also sollte ich Journalist*innen generell nicht anrufen?
Wenn mich jemand anruft und mir exklusiv eine wirklich spannende Information anbietet, dann ist ein Telefonat absolut in Ordnung. Prinzipiell würde ich aber schon sagen, Journalist*innen telefonieren sowieso schon viel und sind oft unter Zeitdruck. Eine Mail ist für den Erstkontakt besser. Wenn es dann noch eine persönliche E-Mail ist, dann wird die auch sicher gelesen. Ob du eine Antwort kriegst, ist dann leider die andere Frage. Das ist irgendwie eine Krankheit der Branche, dass Journalist*innen oft nicht auf E-Mails antworten.
Was würdest du dir von PR-Schaffenden wünschen?
- Eine persönliche Anrede in den Emails
- Kommunikation auf Augenhöhe
- Spannende, neue Nachrichten oder persönliche Geschichten aus dem Unternehmen
- Neue Fakten auf den Punkt, anstatt generelle Hintergrundinformationen
- Interviewangebote mit Expert*innen
Ansonsten wünsche ich mir auch einfach eine lockere Kommunikation. Am liebsten arbeite ich mit PR-Schaffenden zusammen, die mir schnell antworten und gute Infos liefern, ohne noch tausend Ecken einzubauen. Der Schnack unter Journalist*innen ist meistens ziemlich locker. Ich kann nur für mich sprechen, aber auch mit coolen PRler*innen tausche ich mich gerne kumpelhaft aus. Die sind schließlich auch gute Insiderquellen, die man sich warmhalten möchte.
In diesem Beitrag findest du weitere Tipps für eine gute Zusammenarbeit mit der Presse.