Hast du schon mal darüber nachgedacht Eigen-PR, also PR für dich selbst, zu machen? Auf den ersten Blick klingt das vielleicht unnötig oder sogar ein bisschen abgehoben. Große Unternehmen haben eine PR-Abteilung und Celebrities haben eine*n PR-Manager*in – aber ich brauche das doch nicht, oder? Ich denke schon!
Schauen wir uns doch mal kurz an, was PR eigentlich bedeutet. Grundlegend ist es das Ziel von PR, die Wahrnehmung eines Unternehmens, eines Produkts oder einer Person in der Öffentlichkeit zu stärken und mitzubestimmen. Viele Unternehmen haben zu diesem Zweck unter anderem einen Pressebereich auf ihrer Website. Dort finden Journalist*innen und andere Interessierte wichtige Informationen und Ansprechpersonen für Fragen. Idealerweise machen Unternehmen aber nicht nur passiv Informationen verfügbar, sondern gehen auch aktiv auf die Öffentlichkeit zu.
Dank Social Media, Blogs und Online-Netzwerken kann heute jede*r eine Art Pressebereich haben. Jeder Mensch hat die Möglichkeit, sich zu positionieren und mitzubestimmen, wie er oder sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Es geht darum Eigen-PR, also PR in eigener Sache, zu betreiben und sich selbst zur Marke zu machen. Letzteres nennt man Personal Branding.
Warum soll ich PR für mich machen?
Wer Eigen-PR betreibt und sich selbst zur unverwechselbaren Marke macht, sticht aus der Masse heraus. Du entscheidest selbst für was du bekannt bist, für welche Themen du stehst und welche Eigenschaften du hervorhebst. Genau wie ein großes Unternehmen oder ein Star, macht ein klares Profil dich einzigartiger und damit auch interessanter für potentielle Arbeitgeber oder Kund*innen.
In diesem Artikel will ich dir zeigen wie du in sechs einfachen Schritten die Basis für deine Eigen-PR-Strategie legen kannst.
1 | Definiere deine Marke
Bevor du aktiv in die Öffentlichkeit trittst, geh erst einmal einen Schritt zurück: Arbeite heraus, welches Bild du von dir vermitteln und welche Themen du für dich besetzen willst. Vielleicht ist es dir schon ganz klar, wo deine Stärken liegen und wie deine persönliche Marke aussehen soll, vielleicht musst du das aber auch erst noch herausfinden.
Wichtig ist, dass du ein klares Ziel hast, was du mit deiner Positionierung erreichen willst. Eine Strategie ohne Ziel ist keine Strategie, sondern wird in Widersprüchen enden und dich unglaubwürdig machen.
Bei Influencern ist das leider oft zu beobachten. Während es viele gute Influencer gibt, die eine starke Personal Brand haben, gibt es auch viele, die sich für keinen Auftrag zu schade sind, ohne die langfristige Wirkung zu bedenken. Wenn ein Influencer zum Beispiel an einem Tag Werbung für einen gesunden Shake und am nächsten für Fertiggerichte macht, wirkt das mehr als unglaubwürdig.
Beispiel | Um das alles besser zu veranschaulichen, begleiten uns drei fiktive Personen mit verschiedenen Zielen durch diesen Artikel:
Eine Product Managerin, die sich als kompetente und motivierte Arbeitnehmerin für potentielle Arbeitgeber positionieren möchte.
Ein Interior Designer, der sich als Experte in der Branche einen Namen machen möchte.
Eine Hobby-Radfahrerin, die sich mit Gleichgesinnten austauschen und in der Szene bekannter werden will.
2 | Erstelle Social-Media-Profile
Wie zu Beginn schon erwähnt, ist es heute ganz einfach eine eigene Art von Pressebereich aufzubauen. Während sicherlich nicht jeder Lust und Zeit hat, gleich einen ganzen Blog zu betreiben, sind Social Media und Netzwerk-Plattformen unverzichtbar. Auch diese laufen nicht von allein, aber die Zeit, die du investieren musst, ist deutlich überschaubarer.
Wie bei Schritt 1, solltest du auch hier erst einen Plan haben und dann aktiv werden: Überlege dir, welche Social-Media-Kanäle für dich relevant sind. Zu welchen Plattformen passt dein Thema und wo triffst du deine Zielgruppe?
Das ist keine leichte Entscheidung, denn es gibt unzählige Social-Media-Kanäle, die alle ihre eigenen Vor- und Nachteile bieten. XING und LinkedIn sind Netzwerke, die in erster Linie für die Pflege beruflicher Kontakte und den fachlichen Austausch genutzt werden. Während sich bei Twitter Berufliches und Privates mischt, werden Instagram, Facebook und Pinterest vorrangig privat genutzt. Das heißt aber nicht, dass sie für deine Positionierung uninteressant sind – es kommt ganz auf dein Thema an.
Beispiel | Welche Social-Media-Kanäle passen zum Bespiel am besten zu unseren Charakteren?
Die Product Managerin sollte auf jeden Fall ein XING- und/oder LinkedIn-Profil haben, da sie auf diesen Plattformen am besten auf potentielle Arbeitgeber trifft. Während XING sich auf den DACH-Raum konzentriert, ist LinkedIn ein internationales Netzwerk. Bei der Frage welche Plattform der beiden die bessere ist, scheiden sich die Meinungen. Ich finde, dass beide ihre Vor- und Nachteile haben und habe daher auch auf beiden ein Profil. Je nach Engagement ist für unsere Product Managerin auch Twitter interessant, um sich mit anderen auszutauschen.
Der Interior Designer sollte eher Kanäle wie Instagram oder Pinterest wählen, auf denen viele Bilder geteilt werden. Je nach Zielsetzung ist es auch sinnvoll XING und/oder LinkedIn zu nutzen: Wer nur seine Arbeit teilen oder potentielle Kund*innen erreichen möchte, braucht dies weniger; wer auch von potentiellen Arbeitgebern wahrgenommen werden will dagegen schon.
Die Hobby-Radfahrerin ist die einzige, die mit ihrer Strategie keine beruflichen Ziele verfolgt. Daher sind Netzwerke wie XING und LinkedIn für sie auch weniger wichtig als Instagram, Twitter und Facebook. Dort kann sie sich mit Menschen austauschen und vernetzen, die die gleichen Interessen haben.
Auf alle Social-Media-Kanäle und ihre Eigenheiten im Detail einzugehen ist genug Stoff für einen eigenen Artikel. Vielleicht schreibe ich dazu auch mal etwas – wer aber nicht so lange warten möchte, sollte diesen Beitrag von Sylvia Fritsch lesen. Sie ist Gründerin einer PR- und Social-Media-Agentur in Wien und schreibt als PR Spionin über Public Relations. Im Artikel erklärt sie, welche Social-Media-Kanäle wichtig sind und wie du sie nutzen kannst (auch über 2019 hinaus).
Wichtig ist vor allem, dass du dir gerade am Anfang nicht zu viel vornimmst, denn jedes Profil will auch gepflegt werden (mehr dazu in Schritt 4). Meine Empfehlung ist, mit ein oder zwei Kanälen zu starten. Wenn du merkst, dass es gut läuft und du Zeit und Lust auf mehr hast, kannst du dein Portfolio immer noch erweitern.
3 | …oder räume bestehende Profile auf
Du bist schon auf den für dich relevanten Social-Media-Kanälen vertreten? Wunderbar, dann kannst du Schritt 2 überspringen! Unterziehe deine Profile aber einem kurzen Check: Passen die Inhalte, die du bisher dort geteilt hast mit deiner (neuen) Positionierung zusammen? Vielleicht hast du in der Vergangenheit Inhalte geteilt oder bist auf Bildern zu sehen, mit denen du nicht mehr in Verbindung gebracht werden willst. Jetzt ist die Zeit, um aufzuräumen!
Versuche deine Profile aus dem Blick einer/eines Fremden zu betrachten. Wie wirkst du auf dich? Was passiert, wenn du die Timeline runterscrollst? Ist deine persönliche Marke immer noch sichtbar oder verwässert das Bild der kompetenten Product Managerin oder des Experten für Interior Design immer mehr?
4 | Finde und teile Content
Im nächsten Schritt geht es darum, deine persönliche Marke aktiv zu kommunizieren. Social-Media-Profile dürfen keinesfalls nur einmalig erstellt und dann vergessen werden, sondern müssen regelmäßig gepflegt werden.
„Pflege“ bedeutet in diesem Fall, dass du Inhalte, die für deinen Themenbereich interessant sind, mit deinen Kontakten und Followern teilst. Das können Artikel aus (Fach-)Magazinen oder Blogs sein sowie Studien, Trends oder Infografiken über dein Thema. Wenn dein Arbeitgeber damit kein Problem hat, kannst du zusätzlich auch eigene Posts über deine Projekte teilen. Wie oft du posten solltest, kommt auf die Kanäle an, die du für deine Strategie gewählt hast.
LinkedIn und XING sind auf den ersten Blick am wenigsten pflegeintensiv. Ein vollständig ausgefülltes und regelmäßig aktualisiertes Profil sagt schon viel über dich aus und kann Interessenten auf dich aufmerksam machen. Eine wirkliche Eigen-PR-Strategie ist es aber erst, wenn du auch aktiv Inhalte teilst. Während es bei LinkedIn und XING schon ausreichen kann, ein- bis zweimal pro Woche etwas zu posten, solltest du bei Facebook und Pinterest schon mehrmals wöchentlich aktiv sein. Instagram und Twitter sind am schnelllebigsten und du solltest mindestens einmal pro Tag etwas posten.
Hier habe ich darüber geschrieben, wie du Twitter für deine PR-Strategie nutzen kannst.
Beispiel | Was könnten unsere Charaktere teilen?
Product Managerin: Fachartikel, Studien, Kampagnen und Best Cases aus der Praxis.
Interior Designer: Tipps und Beispiele rund um Einrichtung und Design, eigene Bilder, DIY Ideen, aber auch Fachartikel.
Radfahrerin: Fotos von eigenen Touren, Tipps für Touren und rund um das Rad, eventuell auch Produkttests. Letzteres könnte langfristig sogar zu einer Einnahmequelle werden, wenn Unternehmen dir Produkte zum Test anbieten.
5 | Vernetze dich on- und offline
Im vorherigen Absatz ging es darum, Inhalte zu finden, die du selbst auf Social Media teilen kannst. Aber Social Media ist keine Einbahnstraße: Es ist ebenso wichtig, dass du auch mit anderen Posts interagierst. Beziehungen in sozialen Netzwerken basieren auf gegenseitigem liken, teilen und kommentieren. Wer immer nur passiv eigenen Content verteilt, aber nicht mit anderen interagiert, wird es schwerer haben als jemand, der sich auch für die Inhalte und Meinungen anderer interessiert.
Außerdem ist das ein toller Weg, um neue Leute kennenzulernen, die die gleichen Interessen haben und von denen du lernen kannst. Es war noch nie so einfach sich mit Menschen auf der ganzen Welt zu vernetzen und auszutauschen.
So schön ein großes Online-Netzwerk aber auch ist, versuche dennoch, die neuen Kontakte auch offline zu pflegen. Ein persönlicher Kontakt wird langfristig immer wertvoller sein, als jemand, der dich nur vom Bildschirm kennt. Vielleicht hast du schon von der „never lunch alone”-Regel gehört, die Tijen Onaran (Gründerin des Netzwerks Global Digital Women), in ihrer absolut lesenswerten Netzwerkbibel erklärt. Frag doch einfach mal einen deiner Online-Kontakte, ob ihr euch zum Mittagessen treffen könnt. Der Vorteil von einem Mittagessen ist, dass die Zeit begrenzt ist. Selbst wenn es also unangenehm werden sollte oder ihr euch doch nicht so viel zu sagen habt, kann das Treffen nach einer Stunde ohne Probleme beendet werden.
Andersrum geht es natürlich auch: Lerne neue Leute offline kennen und vernetze dich anschließend online mit ihnen. Auf XING oder Seiten wie MeetUp und Eventbrite gibt es viele Gruppen und Veranstaltungen, die bestimmt auch deine Interessen abdecken. Du kannst dort neue Kontakte knüpfen, dich fachlich austauschen und deine persönliche Marke auf einer anderen Ebene bekannter machen. Wer dich persönlich kennt, spricht vielleicht auch vor anderen über dich, empfiehlt dich oder stellt dich wiederum neuen Kontakten vor.
6 | Erstelle eigenen Content
Mit den Schritten 1 bis 5 hast du auf jeden Fall eine gute Basis für deine Eigen-PR geschaffen. Wenn es dir aber nicht reicht, die Inhalte von anderen zu teilen oder nur kurze Texte auf Social Media selbst zu schreiben, dann solltest du darüber nachdenken, eigenen Content zu produzieren.
Das kann ein eigener Blog sein, muss es aber nicht. Es gibt viele öffentliche Plattformen wie Medium oder LinkedIn, auf denen jeder Artikel veröffentlichen kann. Alternativ kannst du auch einen Gastbeitrag für ein Magazin schreiben, das du gut findest. Viele Fachmagazine sind offen für Beiträge von Expert*innen, die ihre Erfahrung teilen möchten, und du profitierst von der großen Reichweite der etablierten Magazine. Wenn du schon ein wenig bekannter bist, kann sich das auch umdrehen: Anstatt dass du den Magazinen Beiträge vorschlägst, wenden sie sich mit Interviewanfragen an dich, um deine Expertenmeinung in Artikel einfließen zu lassen.
Aller Anfang ist schwer! Hier findest du 7 gute Vorsätze, um deine Sichtbarkeit zu erhöhen. Es muss ja nicht immer Neujahr sein, um sich etwas vorzunehmen!
Hast du schon mal über Eigen-PR nachgedacht? An welchem Punkt steht deine Personal Brand? Ich würde mich freuen, von dir zu hören.