Ein Irrglaube, der sich schon lange hartnäckig in der PR-Branche und darüber hinaus hält, lautet: Jede PR ist gute PR! Die Idee dahinter: Hauptsache die Leute sprechen über dich (und dein Unternehmen). Egal in welchem Ton, egal in welchem Kontext und egal aus welchem Anlass. Aber stimmt das wirklich?
Eins ist sicher: Es ist einfacher, mit Negativ-Schlagzeilen in die Presse zu kommen als mit positiven Unternehmensgeschichten. Denn in den Medien heißt es leider oftmals „bad news are good news“.
Aber was bedeutet das nun für dich? Sollte es dein Ziel sein, um jeden Preis in die Presse zu kommen? Ich denke nicht! In diesem Beitrag erfährst du, welche Aspekte ganz klar zeigen: Nicht jede PR ist gute PR. Dazu plaudere ich ein bisschen aus dem Nähkästchen und gebe dir ganz konkrete Beispiele.
- „Jede PR ist gute PR“ widerspricht den Zielen von Public Relations und Pressearbeit
- „Jede PR ist gute PR“ vernachlässigt, dass es auf den Ton ankommt
- „Jede PR ist gute PR“ ignoriert, dass der Kontext wichtig ist
- „Jede PR ist gute PR“ verkennt, dass der Anlass passen muss
- Fazit: „Jede PR ist gute PR“ ist ein Mythos, an dem leider gar nichts dran ist
„Jede PR ist gute PR“ widerspricht den Zielen von Public Relations und Pressearbeit
Pressearbeit ist ein wichtiger Bestandteil einer umfassenden PR-Strategie. Um zu verstehen, was gute Pressearbeit (und somit auch gute PR) ausmacht, müssen wir uns kurz die Ziele anschauen: Bei der Pressearbeit geht es in erster Linie darum, dich und dein Business regelmäßig in Zeitungen, Zeitschriften, Hörfunk oder Fernsehen zu bringen. Aber die Artikel, Radio- und TV-Beiträge sind nicht das eigentliche Ziel – sie sind nur der Weg zum Ziel. Denn über die regelmäßigen Veröffentlichungen in der Presse erhältst du Aufmerksamkeit und kannst damit zum Beispiel diese Ziele erreichen:
- deine Zielgruppe informieren
- ein von dir gewähltes Image aufbauen
- eine höhere Reichweite in deiner Zielgruppe aufbauen
- für die von dir gewählten Themen bekannter werden
- Vertrauen aufbauen und von deiner Zielgruppe als glaubwürdig wahrgenommen werden
Mehr über die Ziele und Zielgruppen von Public Relations erfährst du in diesem Beitrag.
Ist dir aufgefallen, dass diese Ziele alle eine Gemeinsamkeit haben? Es geht immer darum, deine Zielgruppe zu erreichen und zwar mit von dir gewählten Themen und einem von dir gewählten Image. Du willst soweit wie möglich mitbestimmen, wie in den Medien über dich gesprochen wird und wer es liest.
„Jede PR ist gute PR“ vernachlässigt, dass es auf den Ton ankommt
Stell dir vor, es wird ein negativer Beitrag über dich veröffentlicht. Beispielsweise wird dir Betrug vorgeworfen, Kund:innen oder Mitarbeitende äußern sich schlecht über dich oder du wirst aus einem anderen Grund in schlechtem Licht dargestellt. Ist das gute PR für dich? Ein ganz klares Nein!
Eines der PR-Ziele ist es, Vertrauen aufzubauen und von deiner Zielgruppe als glaubwürdig wahrgenommen zu werden. Wie willst du aber mit einem negativen Beitrag, der schlimmstenfalls zum Shitstorm wird, das Vertrauen deiner Zielgruppe gewinnen? Natürlich reden die Leute dann über dich und vielleicht wirst du sogar über Nacht bekannt – aber zu welchem Preis?
Negative Medienberichte können dir und deinem Unternehmen langfristig schaden. Es dauert sehr lange, das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen, aber es kann schnell wieder verloren werden. Solche Imageschäden können nur schwer behoben werden und wirken sich direkt auf deine Reputation aus.
„Jede PR ist gute PR“ ignoriert, dass der Kontext wichtig ist
Stell dir vor, es erscheint ein toller Beitrag in einer großen Wirtschaftszeitung über dich. Du weißt aber, dass deine Zielgruppe eigentlich eher Sport- und Outdoor-Magazine liest und sich weniger für das aktuelle Wirtschaftsgeschehen interessiert. Lohnt sich diese PR für dich? Nicht wirklich.
Der Beitrag hat zwar Vorteile für dich: Du kannst ihn über deine Social-Media-Kanäle und auf deiner Website teilen, du gewinnst an Bekanntheit und positionierst dich als erfolgreiche:r Unternehmer:in. Aber du erreichst deine Zielgruppe nicht.
Ich habe beispielsweise mal die Eröffnung eines Tortenshops in Hessen betreut. Dabei haben die Gründerin und ich uns ausschließlich an Medien in Hessen gewandt. Die lokalen Tageszeitungen und Radiosender, die über sie berichteten, erreichen natürlich weniger Menschen als die großen Food-Magazine und Wirtschaftszeitungen.
Aber da sie ihre Torten aktuell nur in Hessen liefert, muss sie diese anderen Menschen gar nicht erreichen. Welchen Wert hätte es für sie, wenn die Menschen in Berlin oder Bayern sie kennen, die als Kund:innen sowieso nicht in Fragen kommen?
„Jede PR ist gute PR“ verkennt, dass der Anlass passen muss
Ich bin als PR-Beraterin tätig, aber in meiner Freizeit reite ich gerne. Stell dir nun vor, ein Pferdemagazin würde mich zu meinem Hobby interviewen und einen Artikel über die Vorteile von Reiten als Ausgleich zur Arbeit veröffentlichen. Zu diesem Thema könnte ich viel sagen, denn genau das ist das Reiten für mich. Aber bringt mich das weiter? Auch dieses Beispiel zeigt, dass nicht jede PR sich lohnt.
Denn was bringt mir ein Beitrag zu einem Thema, das überhaupt nichts mit meinem Business zu tun hat? Der Beitrag würde sicherlich schön werden, aber weder wird er von meiner Zielgruppe gelesen noch bringt er mich als PR-Beraterin weiter.
Fazit: Es ist ein Mythos, an dem leider gar nichts dran ist
Ich hoffe, diese drei Beispiele haben gezeigt: Nicht jede PR ist gute PR. Es geht nicht darum, dass du in irgendwelchen Medien erscheinst. Und es geht nicht darum Schlagzeilen zu machen, egal zu welchem Thema.
Im Gegenteil: Im schlimmsten Fall können Medienbeiträge negative Auswirkungen auf dich und dein Unternehmen haben. Im besten Fall, erreichen sie einfach deine Zielgruppe nicht oder bringen dich deinen Zielen nicht näher.
Was du brauchst sind gute Beiträge zu für dich wichtigen Themen in Medien, die von deiner Zielgruppe gelesen werden. Alles andere ist Zeitverschwendung.
Du willst mehr über PR-Mythen wissen, zum Beispiel: Ist Pressearbeit nur etwas für große Unternehmen? Oder: Brauche ich eine PR-Agentur, um in die Medien zu kommen bzw. wann lohnt es sich, Aufgaben an eine PR-Agentur abzugeben? Hier erfährst du meine Antwort.